Eine lehrreiche Wanderfahrt – oder: Wie man mir den Entleerungskopfstand beibringen wollte!

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Eine vor einigen Jahren absolvierte, intensive 120 km-Ausfahrt zum Leistungstag brachte Reinhard Resch auf die Idee, zu seinem 75er mit der gleichen Mannschaft nach Deggendorf zu rudern. Da ich damals die Ehre des schweißtreibenden Dabeiseins gehabt hatte nahm ich auch diesmal den Vorschlag gerne an und so legten wir 26.08. in Linz mit Ausleger frei ab.

Am 3. Tag unserer Wanderfahrt war als Umkehrziel die Ankunft in Deggendorf geplant. Wie in den Tagen zuvor war es auch an diesem noch sehr sonnig, wobei der Wetterbericht für den Abend schon schlechtes Wetter angekündigt hatte. Die Voraussetzungen für einen perfekten Rudertag waren also grundsätzlich gut. Allerdings spürte ich lebensabschnittsbedingt ein männlich-spezifisches Phänomen, das sich durch die äußeren Bedingungen der letzten Tage (Wind, Nässe) anscheinend zu einem massiven Entlenzungsproblem entwickelt hatte. So konnte ich weder die herrliche Flusslandschaft noch unsere Zielankunft dem schönen Anlass angemessen genießen. Während die anderen verdientermaßen dem Bier zusprachen, trat ich erfolgloser Weise immer wieder den gleichen Weg von unserem Tisch zur Toilette an. Nach dem 171. sinnlosen Entleerungsversuch erhielt ich von der zuständigen Geschäftsleitung des Lokals einen Verweis, dass ich bei weiterer Abnutzung des Verbindungsweges mit zusätzlichen Kosten zu rechnen hätte. So verließen wir das Lokal und machten uns auf die Rückfahrt zu unserem Ausgangshafen.

Die Strecke zurück nach Hofkirchen nahm ich im Boot -den druckvollen Umständen entsprechend – den Platz auf der Steuerbank ein. Das Wetter hatte inzwischen völlig umgeschlagen und die dramatisch aufgewühlte, stürmisch –tosende Donau war ein gutes Bild für meine aktuelle Gemütsverfassung. Leider konnte ich auch das nun folgende Abendessen wegen der ständig steigenden Drucksituation nicht entsprechend würdigen. Die Mannschaft kümmerte sich unter Anbetracht meines zunehmenden Leidens rührend um mich, wertvolle Tipps wurden via Telefon und per Internet eingeholt und mir mitgeteilt. So erfuhr ich viel über Globoli, diverse Naturheilmittel („Preiselbeeren, aber nicht gezuckert sollen da helfen!“) und sonstige, teils dem Voodoozauber entlehnte Praktiken die mir vorgeschlagen wurden, um meine Not zu lindern. Als krönenden Abschluss erhielt ich noch den Rat, den beengenden Knoten mit einem Kopfstand zu lösen, was mich veranlasste nun einmal das Bett aufzusuchen.

Leider war unter den immer schwieriger werdenden Bedingungen an Schlaf nicht zu denken. Die bayrisch-katholische Kirchturmuhr, die uns in der letzten Nacht mit ihren Viertelstundenschlägen den Schlaf versaut hatte, wurde nun für mich zur Erlösung. Jeder neue Glockenschlag ließ in mir die Gewissheit reifen, dass mein leidvolles Thema nur mit professioneller Unterstützung gelöst werden konnte. So entfernte ich mich mitten in der Nacht aus dem gemeinsamen Zimmer, nachdem ich den gerade munter gewordenen Thomas noch kurz über meine geplante medizinische Herbergssuche informiert hatte. Nach diversen Recherchen und Telefonaten organisierte mir dann einen Besuch des sich glücklicherweise in der Nähe befindlichen Klinikums Vilshofen. Knapp nach 06.00 Uhr führte mich ein Taxi dorthin und ich bat um Aufnahme. Nun begann das Prozedere mit den üblichen Formalitäten: „E-card?“-„Habe ich nicht mit!“ „Lichtbildausweis?“- „Habe ich leider auch nicht dabei!“

Damit waren sämtliche Voraussetzungen erfüllt und ich durfte nun im Notfall- Warteraum auf Erlösung hoffen. Diese tauchte auch bald in Form eines jungen Turnusarztes auf, der mir nach kurzer Untersuchung zur möglichen Behebung meines Problems die Installation einer biomechanischen Entlenzungsanlage vorschlug. Ich fand diese Idee äußerst spannend und nahm mangels anderer Alternativen (Kopfstand?) dankend an mit der Bitte um möglichst rasche Realisierung dieser angebotenen Anlage. Nach Installation und Inbetriebnahme dieses technischen Wunderwerkes konnte das anwesende Fachpersonal bald das respektable Ergebnis in Form von 3 Litern Klärflüssigkeit bestaunen. Nun erinnerte ich mich wieder an die ursprüngliche Aufgabe meines Da-Seins („Mannschaftsrudern!“) und so intervenierte ich auf möglichst raschen Abgang von dieser attraktiven Bühne. Mein Ansinnen stieß glücklicherweise auf Entgegenkommen und so konnte ich meinen in Ungewissheit wartenden Freunden eine SMS mit einer möglichen Abfahrtszeit übermitteln. Vor Verlassen des Klinikums bezahlte ich den vollen vereinbarten Preis (auf die Einbehaltung eines Haftrücklasses hatte ich großzügigerweise verzichtet!). Knapp vor dem vereinbarten Termin stieß ich dann zu meiner treuen Mannschaft, welche die Rückkehr des verloren geglaubten Sohnes bereits mit der 2. Runde Bier würdevoll gefeiert hatte und unsere Heimreise konnte nun allen Widrigkeiten zum Trotz zeitgerecht beginnen.

Ing. Franz Ransmayr

Bilder: Die Mannschaft

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