Ister Linz – Steiner Ruderclub: 130km in 10 Stunden

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Fotocredit: Gunther, Elke, Stefan ua.

Erfahrungsbericht der Sternfahrt 29.Juli 2017

Das verrückte Projekt begann in Elkes Kopf.  Schon letztes Jahr war Sie mit der Idee unterwegs, an dieser Sternfahrt teilzunehmen.  Dieses Jahr konnte Sie mit Erfolg ein Team zusammenstellen.  Und so trafen wir uns in der Früh, kurz vor 6 Uhr im Club.

Um 6 Uhr wollten wir ablegen. Franz, Bernd, Elke und ich – Stefan, das war das Team, dass sich der Aufgabe stellte, diese Strecke in dieser Zeit zurück zu legen.  Aber lasst mich am Anfang beginnen:

Elke hatte einen Plan, den sie zum Klubabend mit brachte, um uns Alle von dem Vorhaben zu überzeugen. Ich wusste, dass wird herausfordernd.  Am Tag vor der Fahrt schaute ich mir die Strecke noch genauer an, um herauszufinde,n wie das zu schaffen sein könnte und wann wir wo sein würden.  Der Plan diente dazu während der Fahrt zu wissen, ob wir im zeitlichen Plus oder Minus lagen.  Die Infos kamen vom Martin, der die Ausfahrt am Donnerstag mit seinem Tracker aufzeichnete und die Eckdaten der aktuellen Geschwindigkeit lieferte.  So rechnete ich mit aufgerundeten 17,8km/h => 18km/h in der fließenden Donau und mit etwas erhöhten 12km/h => 14km/h im Stau. Alex meinte man müsste den Stau mit ca. 10km ansetzen, diese Info floss auch in meine Planung ein.  Für das Überheben bzw. Schleusen setzte ich 30 Minuten an, was sich als unser Glück herausstellte, da es meistens nicht so lange dauerte.  So entstand unser Plan den ich ausdruckte und in Plastikfolie gab und wasserdicht verklebte ==> Planankunft 15:49 nach 130km Rudern. Viel Reserve hatten wir also nicht.  Für längere Pausen war keine Zeit eingeplant.  Auch auf dem Plan notierte ich die Nummern der beiden Schleusenwärter von Ybbs Persenbeug und Melk. Die Schleusenwärter rief ich noch am Abend an und erfuhr, dass wir in Ybbs Persenbeug auf jeden Fall geschleust werden würden, da der Wassersand so hoch war und in Melk eine Sportbootschleusung für 13:00 geplant ist, bei der wir mitkommen könnten.  Viele, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, unnötige Gedanken machte ich mir über die Dinge die ich mitnehmen wollte.  Franz sagte 3l Wasser und Jause und Energieriege.  Sonnencreme und Kopfbedeckung waren ja sowieso obligatorisch.

Gunther bot an uns abzuholen und nahm unser Gewand für nachher und unsere Dinge zum Duschen mit. Wie bei so einigen Dingen die ich mit hatte, sollte sich herausstellen, dass die Tasche ungeöffnet und der Inhalt unangetastet blieb.

Wir starteten also mit Bernd am Schlag, dann Elke, ich und Franz übernahm als unser Erfahrenster dankenswerterweise das Steuer am Bug. Mein blauer großer Seesack war schwer und löste sofort die Frage aus, was ich denn da alles mit hatte.  Auf jeden Fall war es zu viel, aber dazu später mehr.

Wie sich gleich nach der Hafenausfahrt in den herrschenden Wellen bei Ostwind herausstellte, war die Gewichtsverteilung nicht optimal, wir tauchten mit dem Bug immer wieder stark in die Wellen ein. So schlug Franz vor bei der nächsten Schleuse zu wechseln. Ich sollte den Schlag übernehmen.  Meine Gedanken kreisten, „werde ich das durchhalten?“ stellte sich die Frage; die anderen sind ja doch alle voll im Training und ich nur ab und zu am Wasser.  Also übersiedelte mein schwerer blauer Seesack vom Bug ins Heck und wir kämpften uns durch die hohen Wellen. In dieser Phase dachten wir nicht, dass wir es schaffen werden rechtzeitig in Krems Stein anzulegen.  Ostwind war nicht eingeplant.  Relativ schnell verging die erste Etappe, es waren ja auch nur 15,3 km.  Der Wind und die Wellen legten sich und wir kamen gut voran.  Das Überheben klappte reibungslos, Elke schaffte es sogar trockenen Fußes auszusteigen, was Franz und mich sehr wunderte.  Das sollte auch bei den anderen Überhebungen so bleiben.  Um unser Gewicht zu reduzieren ließ ich zwei meiner vier Wasserflaschen bei der Einstiegstelle zurück.  Der Altarm ist großartig und die Natur hat diesen Lebensraum zurück erobert.  Es war noch relativ kühl und an Baden noch nicht zu denken.

Die nächste Etappe von 25km bis zur Überhebestelle von Wallsee ging auch noch gut vom Ruder.  Die Strömung war dank des hohen Wasserstandes schnell und wir genossen es so flott unterwegs zu sein.

Der Stau vor Wallsee entpuppte sich dann doch etwas länger und ruhiger als erwartet.  Das Rudern ging im ruhigen Wasser sehr gut und die Landschaft ist großartig.  Für mich eine neue Erfahrung in diesem Abschnitt der Donau.  Ich wurde Euphorisch und begann unser Projekt zu genießen.  Alle waren wir sehr gut bei Kräften und hatten Spaß.  Dann ereilte mich überraschend ein Krampf im linken Wadel und plötzlich war wieder alles ganz anders.  Wie sollte ich es schaffen mit einem Krampf diese Strecke zu rudern.  Nach einer kurzen Pause und einem Magnesium Traubenzucker von Elke löste sich der Krampf wieder.  Ein bisschen weniger Gas und alles wurde wieder gut.  Das Überheben in Wallsee gelang uns noch wesentlich besser und wir hatten kurz Zeit, Pause zu machen, während Franz das Wagerl zum Überheben holte.

Der Altarm ist faszinierend, so wild und unberührt, ein sehr toller Platz.  Wir sahen jemand im Einer vom Ruderklub Wallsee und kurz dachten wir schon wir hätten Konkurrenz bekommen.  Zügig ging es durch den Altarm hinaus wieder auf die offene Donau und wir sahen Schloss Wallsee, das mächtig auf einem kleinen Hügel thront.  Es ist von so weit zu sehen, dass es schon fast unglaublich ist.  Im Strom war dann eine Jause angesagt.  Nach dem Überheben waren wir wieder „On Time“, da es nicht so lange dauerte wie angedacht.  Die nächsten 35km lagen vor uns bis zur Schleuse von Ybbs Persenbeug.  Im rinnenden Gewässer ging es rasch voran und wir genossen es.  Nach und nach wurde die Donau wieder breiter und daher auch langsamer.  Wir riefen in Ybbs Persenbeug an und kündigten uns an.  Um unsere Zeit zu halten, ruderten wir im Stau etwas engagierter und freuten uns, dass die linke Schleusenkammer für uns alleine geöffnet war.
       

   

Wir ruderten bis in die Mitte und legten unsere Schwimmwesten an.  Die, wie ich erst nachher erfahren habe nur im Ernstfall aufgeblasen werden sollten und nicht auslassbar sind, damit sie einfacher zu verstauen sind. Aus der Pause in der Schleuse wurde dann auch nichts, da wir die ganze Zeit streichen mussten um nicht gegen das Tor zum Unterwasser gedrückt zu werden.  Das Schleusen selbst ist faszinierend, das Wasser sinkt schnell und die Mauern links und rechts werden rasch höher.  Wir bedankten uns beim Schleusenwart mit einem dreifachen „Hipp Hipp Hurra!“.  Dieser wusste nicht wie ihm geschieht und kam zum Fenster, um zu sehen ob uns etwas zugestoßen sein.  Weiter ging es in die nächste Etappe von 22km, wir waren schon etwas knapp in der Zeit und so ging sich nur eine kurze Pause aus.  Für mich ein Kornspitz mit Butter, Wurst und Käse und ein Müsliriegel.  Wasser tranken wir auch immer wieder in kurzen Stopps so etwa alle 10 km.  Die Erfahrung von Franz mit Energieversorgung bei lang anhaltenden Anstrengungen kam uns sehr zu Gute.  Er „timete“ unsere Pausen wirklich perfekt.  Wir legten einen Zahn zu um rechtzeitig um 13:00 Uhr zur Sportbootschleusung in Melk zu sein.  Fünf Kilometer vor der Schleuse rief Elke an und scheiterte mit Ihrem Charme am Schleusenwärter, der meinte Ruderboote werden nicht geschleust und wir sollen doch überheben, das ginge sowieso schneller.  Wir wollten es noch nicht glauben und Elke versuchte es noch einmal, als wir bei der Überhebestelle angelangt waren.  Aber es war nichts zu machen, der Schleusenwärter blieb hart.  Also noch zweimal Überheben.  Es stellte sich heraus, dass das kein Fehler war, das lange Sitzen bringt einen krummen Rücken und es tut sehr gut aufzustehen und zu dehnen.  Ich genoss es auch sehr im Wasser zu stehen und zumindest die Beine abzukühlen.  Der  Altarm von Melk ist ein wunderbares Badeparadies, leider nicht für uns bei dieser Fahrt.  Die Menschen die relaxt in der Sonne lagen und im Wasser schwammen, wurden von mir eher als Provokation wahrgenommen.  Pause im Schatten war auch nicht geplant, also Weckerl wieder einpacken und einsteigen.  Pause gab es erst wieder im Fließgewässer, nach dem nächsten Überheben, welches sich glücklicherweise als sehr rasch herausstellte.  Mittlerweile war es 14:00 Uhr, kaum zu glauben wir waren wieder „On Time“.  Der Sonnenbrand kündigte sich schon an, also eincremen.  Das eincremen gelang mir leider nicht so genau, wie es wohl sein sollte und es hat bis heute seine Nachwirkungen.  Wir näherten uns der Wachau und ich wusste dieser letzte Teil wird der anstrengendste.  Mittlerweile waren wir schon sehr ausgelaugt.  Die Sonne setzte uns zu und mein Rücken schmerzte immer wieder.  Aber es wurde immer klarer, wir können es schaffen rechtzeitig in Krems Stein zu sein.  Also noch einmal alle Motivation zusammen nehmen, die Schmerzen ignorieren und das Letzte geben.  Jetzt wurde es wirklich wild, die schnelle Strömung und der zunehmende Schiffsverkehr durch die großen Ausflugsschiffe und verrückte Motorbootfahrer, die noch nie im Leben ein Ruderboot gesehen hatten und daher noch näher zu uns kamen, um uns zu winken und zu begrüßen, oder nur einfach Ihren Kurs Vollgas weiter fuhren, ohne uns zu beachten, machten uns das Leben schwer.  Das Glück gehört bekanntlich den Tüchtigen und so schafften wir es auch allen aus der Tiefe des Flusses überraschend auftauchenden Bojen auszuweichen.  Dank an Odin, der uns gewogen war!

Wellen von allen Seiten und eine durch die starke Strömung aufgewühlte Donau setzten uns zu.  Auch wenn wir uns sehr bemühten unser Boot stabil zu halten, hatten wir eine Achterbahnfahrt mit andauerndem Auf und Ab.  Ich habe nicht gezählt wie oft Franz „Blatt“ und „halbe Kraft“ gerufen hat, aber es verging sicher keine Minute ohne Unterbrechung.  Unser Ruderschlag wurde immer mehr zum Vorrollen, unsere Kraft ging definitiv aus und die Wellen machten es uns nicht einfacher.  Aber wir kamen gut voran und als wir bei 60 Minuten bis zum Ziel standen und „nur mehr“ 15km vor uns hatten, wurde uns klar, wenn wir dran bleiben, können wir es tatsächlich schaffen.

Um uns weiter zu motivieren, begann ich alle Kilometer die verbleibenden Kilometer und die verbleibende Zeit anzusagen.  Da der Steiner Ruderclub bei 2003,5 km liegt, verschwieg ich die letzten 500m und wir freuten uns darüber, dass es am Schluss doch nicht ganz so weit war.  Die Ahnung wich langsam der Gewissheit, wir werden rechtzeitig ankommen.  Das wunderbare Dürnstein passierten wir im Vorbeiflug.

Die Donaubrücke Krems Stein – Mautern rückte in Sichtweite und wir waren sehr glücklich es geschafft zu haben.  Die Strömung in Krems Stein war sehr stark und wir hatten Mühe uns weg vom Ufer zu halten und zu warten bis die vor uns anlegenden Mannschaften das Floß räumten.  Das Anlegen war dank der großartigen Hilfe der Mitglieder vom Ruderklub Stein problemlos und es halfen uns auch zwei liebe Frauen unser Boot heraus zu heben und Richtung Lagerwiese zu tragen.  Wir waren fertig, aber sehr froh es geschafft zu haben.  Franz meldete unsere Fahrt und schnell hatten wir die Gewissheit, wir hatten die weiteste Fahrt dieser Sternfahrt geschafft.

Wir genossen das vorbildliche Service der Mitglieder des Ruderclubs Stein, der glücklicherweise sein Sommerfest mit dem Sternfahrtziel zusammengelegt hatte.  Dadurch war die Versorgung mit Getränken und wunderbarem Essen perfekt organisiert.  Nach so einer Fahrt die Getränke und das Essen serviert zu bekommen und sitzen bleiben zu können, ist eine wahre Wohltat.  Wie bei Sternfahrten üblich, trifft man bei solchen Events immer wieder alte Bekannte aus anderen Vereinen oder in meinem Fall auch aus Vereinen bei denen ich in Wien, in meiner Zeit in der ich als Junior für Rennen trainiert hatte und freut sich.  Die Zeit verging rasch, unsere Hintern taten weh, bald war die Siegerehrung und wir standen auf, eine Wohltat.  Wir vier machten den neunten Platz mit 1040 Punkten in der Wertung.  Wir konnten es gar nicht glauben, die weiteste Fahrt ging an uns.  130 km in 10 Stunden gerudert, wir hatten es geschafft.

Wir bekamen großen Applaus eine Flasche Wein und wie kann es anders sein in der Wachau, ein großes Glas Marillen-Marmelade, als Geschenk.  Danach kam Gunther und wir riggten unser Boot, die Ostarrichi ab und luden es auf den Hänger.  Die Heimreise nach Linz verging schnell und langsam zu gleich, wir wussten nicht mehr wie sitzen, da unsere Hintern schmerzten.  In Linz angekommen luden wir ab, wuschen das Boot und riggten es wieder auf.  Der Himmel zeigte ein ähnliches Bild wie in der Früh mit wunderbarem Rot in den spärlichen Wolken.

Für mich war klar, dieses Stück Österreich, das wir an diesem Tag auf der Donau bereist hatten, ist einer der schönsten Teile unseres wunderbaren Landes.  Ich kann es jedem und jeder nur empfehlen diese Reise im Ruderboot zu unternehmen; es muss ja nicht unbedingt in einem Tag sein.  Zusammensitzen bei einer Flasche Wein und einem Radler war der Abschluss unserer unglaublichen Fahrt.  Noch wissen wir nicht ob diese Fahrt in die Vereinsgeschichte eingehen wird.

Bleibt die Frage, was ich alles zu viel in meinem blauen Seesack hatte, aber das ist eine andere Geschichte.

Bericht von Stefan Rozporka
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